Die Sowjetunion wenige Monate vor Stalins Tod im März 1953: Endel ist neuer Sportlehrer in einem Städtchen in Estland. Er versucht aus dem Blickfeld von Stalin Geheimpolizei zu entkommen. Mit einem Fechtclub sorgt Endel für Abwechslung im tristen Leben der Kinder. Der Schuldirektor ist wenig begeistert und will mehr über Endels Vergangenheit erfahren. Bald steht die Sowjetische Fechtmeisterschaft für Schüler steht vor der Tür. Soll Endel die Kinder anmelden und so die Verhaftung riskieren?
In unserer Sendung am 4. Juni haben wir KIND 44 vorgestellt. Die Sowjetunion unter Stalin wurde als Reich Mordors gezeigt. Alles war grau, keine Sonne, Soldaten mit Kalaschnikows verhafteten Leute auf der Strasse.
Wer ein eher realistisches Bild über die Stalindiktatur haben will, sollte sich unbedingt DIE KINDER DES FECHTERS anschauen. Der finnische Film mit estnischen Darstellern zeigt uns die Schattenseiten, aber auch Lichtblicke der Stalindiktatur:
Die Kinder haben Angst und sind zurückhaltend. Sie haben miterlebt wie Eltern und Verwandte von der Geheimpolizei verhaftet wurden und für immer verschwanden. Und obwohl ihre Eltern und Verwandten ängstlich sind, stimmen sie gegen den Schuldirektor, der den Fechtclub auflösen will: Das Einzige, was den Kindern wirklich Spaß macht.
Und wir haben unsere Hauptfigur Endel und seine Gründe sich vor der Geheimpolizei zu verstecken. Über die Figur Endels lernen wir mehr über die Stalinzeit und die Geschichte Estlands im zweiten Weltkrieg, ohne Holzhammermethoden oder Plattitüden.
Das alles macht DIE KINDER DES FECHTERS für mich zu einem sehr sehenswerter Film.
Auf filmmusikalische Klischees, wie wir sie aus US-Großproduktionen kennen, wird wohltuend verzichtet: Keine Männer‑Choräle, die irgendetwas Russisches singen oder tiefe, Bass betonte Klänge für eine sowjetische Bedrohung. Das passiert in Gert Wildens Musik viel geschickter: Eine Mischung aus Synthesizer und Live-Instrumenten, ohne starke Baßbetonung. Es gibt statt dessen wie in „Like a father / The Decision“ eher getragene, klassische Musik, wie man sie bei tragischen Momente einsetzen würde. Davon abgesehen ist THE FENCER ein eher zurückhaltender, manchmal schon intimer Soundtrack. Piano, Harfe, ein bisschen Akkordeon, Streicher und Holzblasinstrumente. Das reicht aus um die Stimmung und die Bilder des Films zu verstärken. Manchmal ahmt die Musik auch die Bewegungen der Fechter nach. Dazu hören wir dann auch metallische Klänge.
Gert Wilden jr. Score zum Film könnte ich mir auch sehr gut als Stück für eine Aufführung im Konzerthaus vorstellen.
Der Soundtrack zu DIE KINDER DES FECHTERS wurde bei uns vom Label Königskinder veröffentlicht.