Ziemlich spät startet bei uns VICTOR FRANKENSTEIN – GENIE UND WAHNSINN. Woanders kam der Film schon Ende November 2015 in die Kinos. Vielleicht liegt der späte Starttermin bei uns auch daran, dass VICTOR FRANKENSTEIN vom Einspielergebnis her bisher unter den Produktionskosten lag, zumindest wenn der englischsprachige Wikipedia‑Eintrag zum Film stimmt.
London Ende des 19. Jahrhunderts. Die schöne Artistin Lorelai stürzt bei einer Vorstellung ab. Ein buckliger, aber sehr intelligenter Clown und der Medizinstudent Victor Frankenstein retten Lorelai das Leben. Frankenstein nimmt die Missgestalt mit zu sich nach Hause und entfernt den Buckel. Der namenlose Clown bekommt den Namen Igor. Frankenstein und er werden besten Freunde. Aus Dankbarkeit hilft Igor Victor dabei aus totem Gewebe Leben zu erschaffen.
Es gibt viele Filmversionen von Mary Shelleys FRANKENSTEIN Geschichte. Die Figur von Igor tauchte zum ersten Mal in einem Hollywood Film in den 30er Jahren auf. In der Romanvorlage gibt es „Igor“ nicht.
VICTOR FRANKENSTEIN – GENIE UND WAHNSINN wird aus der Sicht von Igor erzählt: ein sehr intelligenter, junger Mann, unsterblich in Lorelai verliebt. Igor hilft Victor aus Dankbarkeit, weil der ihn als gleichwertig sind und dessen Intelligenz schätzt.
Victor Franksteins Motive für die Erschaffung eines neuen Menschen werden erst gegen Ende des Films aufgedeckt. Zuvor erleben wir Frankenstein als jemanden, der wie ein Besessener versucht, totes Material zum Leben zu erwecken. Gleichzeitig wird klar, dass Frankenstein unter der Zurückweisung seines Vaters leidet.
Paul McGuigan, der Regisseur von VICTOR FRANKENSTEIN, hat auch bei bei mehreren Episoden der Serie SHERLOCK Regie geführt. Die Serie ist ein großes Hit, dieser Film aber nicht. Woran liegt es? Vielleicht an den beiden Hauptdarstellern? James McAvoy ist Victor Frankenstein und Daniel Ratcliffe Igor. Oder ist es die Geschichte? Kann man da einfach nicht mehr rausholen? Oder die Ausstattung? Ein London, kurz vor der Jahrhundertwende?
Irgendwie ist der Film nicht spannend genug und nimmt einen nicht mit. Bei FRANKENSTEIN denke ich nun mal nicht an eine Geschichte, die in London spielt. Es geht auch weniger um das Monster, das erst in den letzten Minuten des Films zum Leben erweckt wird. Vielleicht war das ja der Fehler der Filmemacher.
Craig Armstrong ist der Filmkomponist von VICTOR FRANKENSTEIN - GENIE UND WAHNSINN. Der Schotte etablierte sich vor allem durch den Score zu PLUNKETT & MACLEANE - GEGEN TOD UND TEUFEL aus dem Jahr 1999. Musik daraus war in diversen Filmtrailern zu hören. Craig Armstrong arbeitet auch mit Buz Luhrmann zusammen, zuletzt 2013 bei DER GROSSE GATSBY.
Das musikalische Markenzeichen von Craig Armstrong ist die Vermischung von elektronischen und orchestralen Elementen. Bei VICTOR FRANKENSTEIN scheint mir das zu fehlen. Der Score ist eher traditionell, ähnlich wie Fernando Velazquezs Musik zu CRIMSON PEAK. Geheimnisvoll, abenteuerlich und orchestral. Vielleicht fehlte den Filmemachern von FRANKENSTEIN der Mut Craig Armstrong einfach nur komponieren zu lassen, um etwas Einzigartiges zu bekommen. So ist VICTOR FRANKENSTEIN jetzt einfach nur eine gelungene Musik, aber eben auch nichts besonderes.