Ehrlich gesagt, ich weiß nicht so recht, was ich von dem Film halten soll. Visuell sieht THE NEON DEMON einfach toll aus. Leider aber zieht sich der Film, zumindest für mich, hin wie ein Kaugummi: Er scheint einfach kein Ende finden zu wollen.
Worum geht’s?
Elle Fanning spielt die 16 jährige Jessie, die nach Los Angeles kommt und ohne viel Zutun Model wird. Bei ihren neuen Model‑Bekannten kommt das nicht gut an.
Das ist kurzgefasst der Inhalt von NEON DEMON. Regisseur Winding Refn zeigt uns einmal die Schattenseiten des Model‑Business, aber auch was „Schön“ ist oder sein soll und wie Models wohl denken: Oberflächlich sind sie nicht, aber es geht eher darum, was man tun muss um jung und schön zu bleiben um einen Job zu bekommen.
Regisseur Winding Refn zeigt uns auch Nekrophilie. Keanu Reeves als Motelbesitzer vergewaltigt eine minderjährige Ausreißerin, die es zu Hauf in Los Angeles gibt. Das wird aber nur durch Geräusche dargestellt. Am Ende haben wir dann noch eine Szene, die nichts für Zartbesaitete ist.
Bis wir dahin kommen, dauert es aber oft quälend lange!
THE NEON DEMON ist ein Film für ein Arthaus‑Publikum. Das Thema, Schönheit und Models finde ich interessant, zumal uns heute ja Castingshows zeigen, wie die Wahrheit aussieht. Mit der Realität hat das ja nichts zu tun, aber es gibt genug junge Mädchen, die sich dort bewerben. Leider ist das aber nicht die Zielgruppe von NEON DEMON.
Laut Presseheft hat Winding Refn als Temptracks Stücke von Bernard Herrmann verwendet. Diese orchestrale Musik soll Cliff Martinez zuerst aus der Fassung gebracht haben, aber Winding Refn wollte nur das gleiche Feeling haben.
Ehrlich gesagt, kam mir beim Anhören des Soundtracks aber ein anderer Komponist in den Sinn: Vangelis und dessen Synthi‑Score für BLADE RUNNER. Ähnlichkeiten dazu gibt es zum Beispiel beim Track „Gold Paint Shoot“.
Das Fotoshooting durch einen bekannten Modell‑Fotografen wirkt dadurch noch künstlicher und Jessie noch entrückter, überirdisch schön, aber auch nicht menschlich! Diese Wirkung entfacht der Score von Cliff Martinez bei mir eigentlich in allen Stücken, in denen Jessie als Model zu sehen ist.
Ausser der Musik von Cliff Martinez gibt es auf der Soundtrackveröffentlichung noch zwei Stücke von Julian Winding, dem Neffen von Nicolas Winding Refn und ein neues Lied der Australischen Sängerin Sia.
Cliff Martinez wurde in Cannes übrigens für seinen Score für NEON DEMON als bester Komponist ausgezeichnet. Wer Martinez gern persönlich begenen will, muss Ende August 2016 zur Soundtrack‑Cologne. Cliff Martinez ist einer der Gäste.