Auf einem riesigen Grundstück, tief in den Wäldern im pazifischen Nordwesten der USA lebt Ben Cash mit seinen sechs Kindern. Es gibt weder Strom‑ noch Telefonanschluss, kein Internet, kein Fernsehen. Eines Tages begeht Bens Frau Leslie Selbstmord, sie wurde in einer Klinik wegen bipolarer Störungen behandelt. Die reichen Schwiegereltern wollen für ihre Tochter ein anständiges Begräbnis. Ben und die sechs Kinder fahren hin, denn ihre Mutter hatte einen anderen Wunsch.
Das ist kurz gefasst der Inhalt von CAPTAIN FANTASTIC - EINMAL WILDNIS UND ZURÜCK.
Der Film von Regisseur und Drehbuchautor Matt Ross hat bei mir einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Ich finde CAPTAIN FANTASTIC mit 118 Minuten einfach viel zu lang. Zu Beginn kommt der Film für mich einfach nur schwer in Fahrt. Den intelligenteren Zuschauern wird schnell klar, dass Ben und Leslie eher linke Aussteiger sind. Die Kinder werden zu Freidenkern erzogen, aber nicht alle Kinder mögen es, mehr oder weniger isoliert von ihren Altersgenossen erzogen zu werden.
Wahrscheinlich hätte ich mir eher so etwas wie einen Roadtrip gewünscht, denn die sieben fahren mit einem alten Schulbus zur Beerdigung der Mutter. Dabei gibt es genug Erlebnisse, aber auch nach der Ankunft bei den Schwiegereltern zieht sich der Film dann wieder etwas.
CAPTAIN FANTASTIC zeigt auf jeden Fall, dass auch Väter ihre Kinder erziehen können und letztendlich deren Wünsche und Wohlergehen über ihre eigenen Stellen.
Die Kinderdarsteller sind übrigens richtig gut, der Film wird aber vor allem von Viggo Mortensen als Familienvater Ben getragen.
CAPTAIN FANTASTIC kommt bei der Mehrheit der Filmkritiker sehr gut an und wird sicher auch hier bei uns sein geneigtes Publikum finden.
Die Filmmusik ist von Alex Somers. Der ist zusammen mit seinem Partner Jon Thor Birgisson besser bekannt als Alex und Jonsi. Die zwei haben im letzten Jahr unter anderem die Musik zu Cameron Crowes ALOHA: DIE CHANCE AUF GLÜCK komponiert.
Jon Thor Birgisson ist Mitglied von Sigur Ros. Alex Somers hat Musikaufnahmen von Sigur Ros abgemischt und produziert.
CAPTAIN FANTASTIC ist die erste Filmmusik, die Alex Somers allein für einen Kinofilm geschrieben hat. Dabei hatte er einiges Glück, denn er konnte sich mit Hilfe von Regisseur Matt Ross mehr oder weniger frei entfalten. Teile des Scores wurden improvisiert. So klingt die Musik zu CAPTAIN FANTASTIC sehr ungewöhnlich und auch eher minimalistisch, das ist nicht jedermanns Sache. Mir gefällt der Sound aber.
Tragisches vom Piano im Thema „Church“, für ein Begräbnisritual, das Leslie Cash so nicht haben wollte. Elektronische Klänge für „Funeral Pyre“. Vieles in dem Score von Alex Somers klingt nach Ambient und manchmal etwas traurig. Lakeshore hat den Score von Somers als auch noch eine Fassung mit Liedern und anderen Stücken veröffentlicht, die im Film zu hören sind.