Stefanos Tsarouchas: Was können Sie mir zu den beiden Hauptdarstellern Stephanie Leonidas und Joe Flynn sagen?
Ben Sombogaart: Wir haben in England nach passenden Darstellern gesucht, weil wir englisch sprechende Schauspieler haben wollten. Es hat eine ganze Weile gedauert. Wir hatten einen Workshop, der fast ein halbes Jahr dauerte. Um die 40 Kinder haben daran teilgenommen. Die Hälfte davon spielt dann auch im Film mit. Auch Stephanie Leonidas, die Jenna in KREUZZUG IN JEANS spielt hat beim Workshop mitgemacht. Ich habe sie zuerst auf einem Video gesehen. Man hat die Workshopsitzungen aufgenommen. Wir wussten sofort, das war Jenna. Es war schwieriger jemanden zu finden, der Dolf spielt. Bei den Workshops gab es keinen passenden Schauspieler. Es gab also sehr viele Vorsprechtermine. Am Ende haben wir dann Joe Flynn gefunden. Er ist ein junger Schauspieler und hatte noch nicht so viel Erfahrung. Er war damasl 21 und besuchte die Schauspielschule in London. Stephanie Leonidas war bei den Dreharbeiten auch 21, aber beide sehen viel jünger aus, was für uns natürlich sehr wichtig war.
S. Tsarouchas: Gibt es Unterschiede in der Geschichte des Buches von Thea Beckman und der filmischen Umsetzung?
B. Sombogaart: Das Geschehen im Mittelalter ist eigentlich nicht so verschieden von dem im Buch. Der Roman hat 400 Seiten, ist eigentlich ganz schön dick. Wir mussten ein paar Sachen weglassen. Die wichtigsten Höhepunkte haben wir aber drin gelassen. Es war also nicht so kompliziert die Geschichte zu kürzen. Das Einzige, was wir getan haben, war die Figur von Jenna hinzuzufügen. Jenna ist Dolfs Freundin, seine erste Liebe. Im Buch existiert die Figur aber nicht. Es gibt da einen Studenten, der Leonardo heißt. Er ist ein bisschen älter als Dolf. Er ist so etwas wie sein Führer durch das Mittelalter. Leonarodo beschützt ihn und bringt im das Leben im Mittelalter bei.
S. Tsarouchas: ... so wie es jetzt der Priester Thaddeus?
B. Sombogaart: Ja, Er ist mehr Bruder als Lehrer. Nun, die Romanvorlage wurde 1972 geschrieben. Damals war es nicht üblich, dass ein 15 Jähriger Junge eine Freundin hat, mit der er herumreist. Jetzt haben wir das Jahr 2007. Die Zeiten haben sich geändert. Wir dachten deshalb, dass es viel interessanter ist aus Leonardo Jenna zu machen. Das ist die wichtigste Änderung. Es ist auch interessanter, weil es um die erste Liebe geht. Es geht nicht nur darum, dass die Geschichte romantischer wird, sondern es ist Dolfs erste Liebe. Er wird auch erwachsen. Das war eine der wichtigsten Änderungen als wir die Geschichte des Buches angepasst haben Eine andere wichtige Änderung betraf die Gegenwart. Im Buch gibt es eine Zeitmaschine. Die wurde aber nur im übertragenen Sinn verwendet, damit ein Junge aus der Gegenwart sich in der Vergangenheit umschauen kann. In welcher Zeit der Junge auch immer ist, er denkt nie an seine Mutter. Die Leute in der Gegenwart suchen ihn auch nicht. Es gibt sie einfach nicht. Ganz am Ende auf den letzten Seiten im Buch findet er heraus, dass nach ihm gesucht wird. Er verabschiedet sich von seinen Freunden und geht einfach. Für mich war das einfach nicht glaubhaft. Eine andere Sache war, dass das Buch 1972 geschrieben wurde. Damals waren die Leute nicht so sehr von Zeitreisefilmen verwöhnt wie heute. ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT wurde viel später gedreht. Heute verlangen die Leute glaubwürdige Darstellungen von Zeitmaschinen. Darum haben wir sehr viel Zeit verwendet eine Zeitmaschine darzustellen. Wir haben auch ein paar neue Elemente hinzugefügt. Zum Beispiel haben wir uns überlegt, ob Dolf nicht krank werden sollte. Dann hatte Dolf auch einen Grund haben wieder in die Gegenwart zurückzukommen. Ich glaube, sonst hätte es für ihn nicht die Notwendigkeit gegeben, zurückzukehren. Im Mittelalter findet er Freunde. Er verliebt sich zum ersten mal. Er bedeutet sehr viel für diese Menschen. Er war jemand. Warum sollte er in die Gegenwart zurück? Darum haben wir die Krankheit hinzugefügt. Er wurde krank. Er musste zurück, oder er würde sterben. Dann hatten wir ja noch das Problem, was macht er mit Jenna? Soll er sie zurücklassen? Das wäre sehr grausam, zu sagen: „Das war schön hier im Mittelalter. Ich muss jetzt aber gehen.“ Darum verspricht er ihr, sie mitzunehmen. Dann läuft etwas schief. Es gibt ein neues Problem. Was soll er machen? Bei seiner Mutter bleiben? Oder soll er zurückkehren und Jenna holen? Auf eine Art und Weise haben wir ein offenes Ende. Seine Mutter läßt ihn gehen. Das ist eine Entscheidung, die jede Mutter einmal treffen muss. Ja, es sind deine Kinder. Sie wachsen heran. Dein Sohn wird eines Tages dein Haus verlassen. Sie ist also eine sehr tapfere Frau und sagt zu ihrem Sohn: „Nun, Du musst gehen! Geh! Geh! Geh! Und vielleicht sehen wir uns noch einmal oder nicht. Das weiß man nicht. Das war für uns ein gutes Element. Er muss eine Entscheidung treffen. Er ist in der Gegenwart. Er kehrt zurück um seine Freundin und seine Freunde wiederzusehen.
S. Tsarouchas: Können wir ein wenig über die Musik reden? Bei DIE ZWILLINGE hat Fons Merkies die Musik geschrieben. Bei KREUZZUG IN JEANS haben Sie zwei Komponisten, Ozark Henry und Jure Haansta. Wie ist es dazu gekommen?
B. Sombogaart: Nun für die Filmmusik hatten wir Ozark Henry im Auge. Er ist in Belgien ein sehr bekannter Popmusiker. Er hat viele CDs veröffentlicht. Er ist dort sehr berühmt und er mag Filme. Weil der Film eine Koproduktion zwischen Holland, Belgien, Deutschland und Großbritannien ist, hat einer der Produzenten einen Belgischen Komponisten vorgeschlagen. Ich habe daraufhin Ozark Henry getroffen. Ich mochte seine Musik sehr. Er machte ein Demo. Er schrieb sehr viel Musik, nur auf Grundlage des Drehbuchs, bevor die Dreharbeiten begonnen hatten. Sein Demo-Soundtrack war 54 Minuten lang. Es ist wirklich eine Ausnahme, dass man die Musik für den Film schon hat, bevor mit den Dreharbeiten begonnen wird. Das waren natürlich nur Skizzen, nicht Musik für bestimmte Szenen, aber man hat schon den Soundtrack, eine gute Atmosphäre. Es war eine toll gemacht. Ich habe die Musik gehört, während ich über dem Drehbuch saß, beim Casting usw. Ich wurde von seiner Musik wirklich inspiriert. Es ist wirklich was ganz besonderes die Musik so früh zu haben. Ich war wirklich sehr zufrieden und glücklich. Als die Dreharbeiten dann abgeschlossen waren, musste Ozark seine Musik umschreiben. Es ist ja die Aufgabe eines Komponisten Musik für bestimmte Szenen anzupassen. Wir, er hat dann festgestellt, dass es doch etwas anderes ist, als Musik für andere Sachen zu komponieren. Filmmusik verlangt besondere Fertigkeiten. Wir hatten dann also mehrere Themen und Lieder von ihm. Das war alles sehr gut. Ich konnte sie verwenden. Er schrieb auch einige religiöse Lieder. Die könnten wir auch im Film lassen. Er schrieb auch ein sehr schönes Thema, dass wir das „Mutter Dolf“Thema nannten. Das war auch ein sehr schönes Stück. Ozark Henry hatte aber noch nicht die Fähigkeiten um „echte“ Filmmusik zu schreiben. Es ist einfach etwas anderes Musik für Filme zu schreiben. Wir haben uns also gedacht, dass er das vielleicht schaffen könnte, aber er brauchte mehr Zeit, vielleicht mehrere Monate um den richtigen Soundtrack zu komponieren. Die Zeit gab es aber nicht. Als Produzenten und auch als Regisseur machten wir den Fehler, dass wir dachten, die Demos sind so schön, es wird keine Probleme geben. Wir haben die Lage unterschätzt. Letztendlich hatten wir also das Problem, dass wir einige schöne Themen und Lieder hatten. Uns fehlte aber die Musik für Szenen mit Spannung, mit Triumphen, Liebesszenen, besonders komponierte und angepasste Musik für solche Szenen. Sie gab es einfach nicht. Nun, ich habe dann einen sehr erfahrenen Komponisten aus Holland, Jure Haanstra gefragt. Er hat viel für Fernsehserien und fürs Kino gearbeitet. Ich fragte ihn also, hör dir die Musik von Ozark an. Hör dir unseren Temp Track an! Das ist die Atmosphäre, die wir haben wollen. Kannst du in 1 ½ Monaten einen fertigen Soundtrack schreiben? Die Basis für Haanstras musikalische Ideen war somit Ozark Henrys Arbeit und der Temp Track. Jede Woche schrieb Jure Haanstra Musik für eine Rolle. Wir hatten sieben. Nun, wir haben drei Lieder von Ozark behalten, zwei seiner religiösen Themen und eins seiner „Mutter Dolf“ Themen. 75% der Musik im Film wurden letztendlich von Jure Haanstra komponiert. Die Lieder und der Rest sind von Ozark Henry.
S. Tsarouchas: Im Film gibt es sehr viel Musik. Ich denke 90 Minuten oder vielleicht mehr.
B. Sombogaart: Ja, wir haben einen Soundtrack von über 90 Minuten Länge.
S. Tsarouchas: Warum?
B. Sombogaart: Nun, es ist ein Prozess, wenn man beim Schneiden herausfindet, daß man Musik für die Szenen braucht. Wir haben uns Ozarks Musik angeschaut. Wir hatten 54 Minuten seiner Musik. Wir haben viele Temp Tracks verwendet. Beim Schneiden und mit den ganzen Temp Tracks waren wir der Meinung, dass funktioniert besser. Als wir mit dem Schneiden anfingen, hatten wir nie daran gedacht, dass wir 90 Minuten Musik haben würden. Manchmal findet man beim Schneiden heraus, dass 40, 45 Minuten genug sind. Hier war es anders. Uns hat es gefallen.