Peter Timm

Am 12. August 2010 haben wir bei einem Drehortbesuch zum Kinderfilm "Löwenzahn - Das Kinoabenteuer" ein Interview mit dem Regisseur Peter Timm geführt.

Bettina Hirsch: Herr Timm, würden Sie sich bitte kurz vorstellen!

Peter Timm: Ich bin 1,75 m groß, wiege 78 kg (lacht), aber mein Alter verrate ich nicht (lacht)! Da bin ich genau so (lacht), wie die Schauspieler. Das sollen die Menschen selber herausfinden, die mich sehen.

B. Hirsch: Wären Sie so nett uns den Inhalt des Films kurz in eigenen Worten zu beschreiben!

P. Timm: Na, es ist eine Abenteuergeschichte. Sie basiert auf einem Erlebnis in der Kindheit von Fritz Fuchs, der bekannten Figur aus „Löwenzahn“, die Guido Hammesfahr spielt. Der erlebt sie im Grunde noch einmal, jetzt in dem Alter ist, nämlich so um die 40, aber er wirkt ja sowieso jünger. Fritz Fuchs wird von seinem ehemaligen Freund erpresst. Es ging damals um eine Schatzkarte. Die hätte der gerne wieder, und nur in Fritz Fuchs' Besitz könnte sie sich befinden. Er stellt ihm nach und hat so ein paar Banditen um sich gesammelt, Ganoven, die ihm dabei helfen, und die sollen ihn schnappen. Es gibt aber auch Welpen, die auf wundersame Weise in dieses Auto geraten und nun mit unterwegs sind. Es gibt ein Mädchen, das diese Welpen unbedingt retten muss, weil sie sich Schuld fühlt an dem Tod der Mutter, die überfahren worden ist, weil sie sie auf die Strasse gelockt hat. Da kam so ein Auto, und das war dieses Auto dieser Ganoven. Also, es gibt eine enorme Verstrickung von Elementen, die Super Kino sind und eine große Abenteuergeschichte, die bis zu einer mehrfachen Rettung von Menschenleben am Ende.

B. Hirsch: Wir haben mit der Produzentin Milena Maitz darüber gesprochen, dass die Serie „Löwenzahn“ Naturwissenschaften als Schwerpunkt hat. Naturwissenschaften sprechen ja leider immer noch mehr Jungen als Mädchen an. Jetzt haben Sie als Hauptdarstellerin ein Mädchen. Sie haben süße Welpen und die Zielgruppe, wer ist die Zielgruppe des Films?

P. Timm: Ich denke die Zielgruppe ist so von 5 – 12 Jahren.

B. Hirsch: Mädchen, Junge?

P. Timm: Durcheinander, querbeet. Das Mädchen ist sehr mutig. Vielleicht so mutig wie manches Mädchen sein möchte. Die ist so bewundernswert mutig und auch toll, und als Mädchen so toll, wie sich Jungs auch Mädchen vielleicht hin und wieder wünschen, also nicht nur mit Puppen spielen oder irgendwie „Grey's Anatomy“ oder „Sex and the City“ (lacht) gucken. Das ist dann so Dauerthema. In der Schule finden Jungs das doch blöd. Das interessiert die ja nicht. Also vielleicht ein Mädchen, dass sie auch sehr anspricht. Ich denke, da gibt es Identifikationsfiguren in diesem Mädchen. Die ist sehr, sehr mutig und wagt sehr viel und rettet am Ende auch Fritz Fuchs und kann einen Motorgleiter fliegen. Die hat genau hingeguckt, wie das geht und traut sich das, weil nur sie mit diesem Motorgleiter über ein Tal fliegend, ihn aus dieser Schlucht da hinten retten kann, mit dem langen Seil, was da dran ist. Sie kommt auch im letzten Moment. Fritz Fuchs ist hier 'ne Figur, so wie wir ihn kennen. Er kennt sich in naturwissenschaftlichen Dingen, physikalischen Vorgängen sehr gut aus. Das rettet ihm am Ende auch fast das Leben, aber eben nur fast. Er braucht das Mädchen zur Rettung. Auf wundersame Weise gelingt es ihnen beiden sich aus dieser Situation zu befreien.

B. Hirsch: Müssen wir damit rechnen, dass das Mädchen singt?

P. Timm: Was?

B. Hirsch: In anderen Kinderfilme, die jetzt (im August 2010, Anm. von Bettina Hirsch) in die Kinos gekommen sind, gibt es sehr viel Schwerpunkt auf CD Verkauf und Lieder. Wie liegt der Schwerpunkt Singen, Gesang und Score?

P. Timm: Also, für's Thema Singen haben wir uns gedacht, nehmen wir uns 'ne gute Band, die vielleicht bekannt ist. Reden wir mit denen, ob wir deren Song nehmen, und dann haben wir Freude an dem Song. Also, da nehmen wir mal welche, die das können und behaupten jetzt nicht etwas, was jetzt auch nicht so wirklich, was herüber bringt, sondern wir haben uns gedacht, wir geben dem Mädchen ganz andere Tugenden wie Mut, Freundschaftsgefühle und starke Emotionen. Wir lassen sie auf diese Reise eben Partner von Fritz Fuchs werden, also Kinderpartner im Grunde und das macht die Ruby O. Fee wunderbar. Es ist unglaublich, wie gut sie diese Gefühle darstellen kann und auch die starke Liebe in diese Welpen. Das ist auch wichtig, wie sehr sie sich für die einsetzt, also, dass sie sehr, sehr viel wagt um deren Leben zu retten. Das sind auch so Tugenden, da mutig zu sein und sich für das Leben anderer einzusetzen, in diesem Fall auch kleine Welpen.

Stefanos Tsarouchas: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Martin Todsharow? Sie arbeiten ja in der Regel nicht immer mit dem gleichen Komponisten. Warum nicht?

P. Timm: Na ja … es gibt auch andere, es gibt auch spannende andere Erfahrungen. Ich war mit ihm in einer Jury, das Lüner Kinofilmfest. Wir haben dort gemeinsam den Filmmusikpreis vergeben. Da haben wir uns kennengelernt. Da haben wir auch unsere Ansprüche an Filmmusik kennengelernt. Wir lagen weitest gehend überein. Wir haben uns versprochen miteinander noch mal zu arbeiten und jetzt kommt's dazu endlich.

S. Tsarouchas: Was für Ansprüche sind das?

P. Timm: Das Filmkomposition sehr, sehr stark dramaturgisch den Gefühlen, der Spannung, der Romantik oder diesen Dingen dienen muss, sich nicht aufdrängen darf, sehr, sehr feinfühlig darunter liegen muss. Es befördern kann. Andererseits aber auch was sehr, sehr eigenständiges haben darf, was manchmal fast kontraproduktiv zum Bild sein kann. Das muss man dann immer entscheiden. Das muss man diskutieren. Das muss man herausfinden. Das ist ein sehr, sehr kreativer Akt.

S. Tsarouchas: Haben Sie schon bestimmte Vorstellungen an Martin Todsharow? Was Sie zum Beispiel nicht hören wollen in dem Score? Irgendwie Geigen, Klavier, eine sinfonische Filmmusik?

P. Timm: Eh, … ganz komisch, mir geht es immer so, dass ich, was ich nicht will, an das denk' ich überhaupt nicht (lacht). Ich denke immer nur an das, was ich gerne hätte und versuche das mir … sehr positiv vorzustellen, wie das sein könnte, was die Szene braucht. Ich könnte nie sagen,was eine Szene nicht braucht.

S. Tsarouchas: Ihre meisten Filme sind Komödien. Wie groß ist jetzt hier das komödiantische Element bei dem Film?

P. Timm: Geringer als das Abenteuerelement. Das finde ich auch das Spannende, weil es eine ganz andere Arbeit ist für mich, eine ganz andere Herausforderung, Action zu inszenieren.

S. Tsarouchas: Was ist genau mit „Action“ für Kinder gemeint?

P. Timm: Dramatik! Dramatische Situationen, die auch spektakulär aussehen, die einen berühren, die einen auch mit den Ängsten und mit den Gefühlen zu tun haben, die nicht einfach so passieren. Also, es geht nicht einfach so darum, wie ein Auto vor die Wand fährt und dann explodiert. Das macht groß Bumm, sondern wie jemand in Gefahr gerät, und wie es ihm dabei geht und so dass die Gefühle auch beim Zuschauen mitgehen, mit dieser Situation dass, dass man auch erschreckt, um jemanden bangt. Das zu inszenieren, dass der Zuschauer auch manchmal mehr weiß als die Figur und man möchte ihm zurufen „Pass auf!“.

S. Tsarouchas: Wurde an dem Drehbuch etwas geändert, was Ihnen „missfallen“ hat?

P. Timm: Wir haben über eine weite Strecke sehr, sehr gut miteinander an dem Buch noch gearbeitet und es … dahin gehend geändert, was Richtung Spannung, was Richtung Emotion und was Richtung wirkliche Gefühlswelten und Charme der Figuren und eben, Action und Dramatik und Showdown angeht. Um wenn bangt man? Warum bangt man? Was wünscht man ihm nicht? Das einfach nur was Spannendes passiert, wo es kracht und bummt, sondern dass wir einfach sehr, sehr nah an den Lebenssituationen dieser Menschen in diesen Gefühlssituationen sind. Das fand ich total spannend hier zu machen. Das war unser Weg, und den, den gehen wir jetzt bis zum Ende (lacht).


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