Der Deutsche Verleihtitel ANNABELLE 2 ist leider völlig unpassend und führt in die Irre.
Wir haben hier keine Fortsetzung des Horrorfilms ANNABELLE, sondern das genaue Gegenteil: Einen Vorfilm. Der Originaltitel ist da eindeutig: ANNABELLE: CREATION.
Die USA in den 1950er Jahren: Die Mullens haben vor Jahren ihre geliebte Tochter Annabelle bei einem Autounfall verloren. Zu ihnen, ins große, leerstehende Farmhaus, zieht jetzt eine Nonne mit 6 Waisenmädchen. Das verschlossene Zimmer der verstorbenen Annabelle darf nicht betreten werden, aber schon in der ersten Nacht geht Waise Janice hinein und läßt einen Dämon frei.
ANNABELLE: CREATION ist wirklich sehr spannend! Der Film bedient sich noch eins psychologischen Kniffs um die Spannung anzuheizen. Es geht um Waisenmädchen, allein, hilflos und natürlich auch schützenswert!
Janice, das erste Opfer, ist an Polio erkrankt und trägt eine Beinschiene. Damit bekommt sie dann gleich doppelt so viele Sympathiepunkte, natürlich nur so lange sie nicht vom Dämon besessen ist.
Spass beiseite, ANNABELLE 2 ist ein wirklich gut gelungener Vorfilm. Bis auf einen Moment gibt es auch keine Splatter ähnliche Szene. Die Spannung wird durch Geräusche und Musik aufgebaut. Das bleibt auch so bis zum Ende. Fans der CONJURING‑Filme kommen auch auf ihre Kosten. Bei ANNABELLE 2 sollte man deshalb auch wirklich bis zum Ende des Films im Kino sitzen bleiben, denn es gibt noch einen Bonus, nach dem Abspann.
Joseph Bishara, der Komponist von ANNABELLE und den beiden CONJURING Filmen spielt bei ANNABELLE 2 den Dämon. Die Musik von Benjamin Wallfisch folgt natürlich der Vorlage von Bishara.
Beim Titelthema haben wir eben ein Piano mit falsch klingenden Tönen gehört. Das zeigt uns dann auch musikalisch an, wir haben es mit etwas Verstörendem, Krankem zu tun. Spieluhrverweise für Kinder, rasche Crescendi für den Horror. Im Score folgen dann harmlose, schwelgende Streicher um das schöne und friedliche Heim der Familie Mullens vorzutäuschen.
Das Gute an ANNABELLE 2 ist auf jeden Fall, dass unsere Fantasie mit Hilfe der Geräusche, ob nun Musik oder Sounddesign, alles viel bedrohlicher erscheinen läßt.
Manchmal ist der Score von Benjamin Wallfisch kaum vom Sounddesign zu unterscheiden. Beides fügt sich zusammen und verstärkt perfekt die Atmosphäre der Bilder. Dann erscheint uns die Musik von Benjamin Wallfisch auch sehr oft als Musikbett. Diese Stücke auf dem Soundtrack sind leider eher weniger für‘s Abspielen im Radio geeignet.