A MOST VIOLENT YEAR heisst der neue Film von Regisseur und Drehbuchautor J. C. Chandor, ein Drama, allerdings sehen wir hier kein Ein-Personen-Stück wie ALL IS LOST, sondern Chandor wirft einen Blick auf die Verschmelzung von Macht, Politik, Mafia und Korruption.
New York im Jahr 1981: Geschäftsmann Abel Morales betreibt eine Tankwagenfirma und will sich vergrößern. Er hat aber mehrere Probleme. Seine Tankwagen werden überfallen, Fahrer dabei verletzt. Eines Nachts verfolgt er einen Eindringling bei sich zu Hause. Die Staatsanwaltschaft wirft seiner Firma Verfehlungen vor. Abel Morales will sich mit sauberen Mitteln wehren. Seine Frau, sein Anwalt, der Gewerkschaftsvertreter seiner Fahrer jedoch nicht.
J. C. Chandor hat mit A MOST VIOLENT YEAR einen wirklich schönen Film im Stil der Politthriller aus den 70er und 80er Jahren gedreht. Damit hatte sich vor allem Sidney Lumet einen Namen gemacht. Das waren Filme wie: SERPICO von 1973, der ja erst vor kurzem von ARTE gezeigt wurde oder THE VERDICT – DIE WAHRHEIT UND NICHTS ALS DIE WAHRHEIT aus dem Jahr 1982. Die Hauptfiguren sind Kämpfer für Gerechtigkeit und Wahrheit. Um sie herum blüht ein Sumpf von Korruption, Mafia und machthungrigen Beamten.
In A MOST VIOLENT YEAR muss sich die Hauptfigur Abel Morales entscheiden, welchen Weg er weiter gehen will: an seinen Vorstellung von Moral und Ethink festhalten oder sich anpassen um nicht unterzugehen. Der Name der Hauptfigur Abel Morales soll übrigens ein Akronym sein soll: "Able Morales", auf Deutsch so viel wie fähige Moral, Ethik, das passt sehr gut zum Film. A MOST VIOLENT YEAR ist vielleicht für manch einen sehr langsam erzählt, wird aber nicht langweilig. Spannendes Kino mit tollen Darstellern: Oscar Isaac als Abel Morales und Jessica Chastain als seine Ehefrau.
Alex Ebert hat die Musik zu A MOST VIOLENT YEAR komponiert. Er und Regisseur J. C. Chandor haben bei ALL IS LOST zum ersten Mal miteinander gearbeitet.
A MOST VIOLENT YEAR vermittelt natürlich auch musikalisch ein 80er Jahre Gefühl. Alex Ebert schafft es vor allem durch einen Score, der stark auf elektronische Musik setzt. Beim Anhören musste ich an Tangerine Dream und auch an Synthesizermusik von Jerry Goldsmith denken. Eberts Score für A MOST VIOLENT YEAR klingt bedrohlich, düster, geht schon in Richtung Ambient rüber. Da der Film sich eher an ein anspruchsvolleres Publikum wendet, hält man sich mit dem Einsatz der Musik zurück. Andere Regisseure und Produzenten hätten A MOST VIOLENT YEAR sicherlich mit Musik erstickt. Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, der bezieht sich aber auf den Soundtrack: da gibt es nämlich den Text „Musik aus und inspiriert von“.