Ende Januar 2013 kam LINCOLN, Steven Spielbergs letzter Film ins Kino. Nächste Woche startet bei uns nun Spielbergs neuer Film BRIDGE OF SPIES – DER UNTERHÄNDLER. Fast drei Jahre also, hat sich das Warten gelohnt?
Ich weiss nicht so recht.
Am 21. Juni 1957 wird Rudolf Abel in den USA wegen Spionage für die Sowjetunion verhaftet. Sein Verteidiger wird James B. Donovan. Abel wird zu 30 Jahren Haft verurteilt. Am 1. Mai 1960 wird über der Sowjetunion ein Spionageflugzeug der USA abgeschossen. Der Pilot Francis Gary Powers wird zu 10 Jahren Haft verurteilt. Kurz nach dem Mauerbau kommt Anwalt Donovan nach Berlin um den Austausch von Rudolf Abel gegen Francis Gary Powers zu verhandeln. Als Donovan erfährt, dass ein US-Student in Ost‑Berlin festgenommen wurde, will er auch den frei bekommen.
Auf der einen Seite greift Steven Spielberg ein spannendes Thema aus der Zeit des Kalten Krieges auf.
Aber, BRIDGE OF SPIES wirkt für mich durch die Machart wie ein Film aus den 1980er Jahren. Etwas naiv und blauäugig in der Darstellung des US‑Rechtssystems, wo ein tapferer Anwalt James B. Donovan trotz aller Widerstände für die Rechte seines Mandanten eintritt. Seine Mitmenschen starren Donovan in der U‑Bahn böse an. Als er am Ende die Freilassung von Gary Powers und des US-Studenten erreicht, lächeln ihm die Menschen in der U‑Bahn freudig an. Das wirkt doch etwas albern. Dazu kommen noch der etwas unglaubwürdige Abschuss der U2, wo man mit Hilfe von Computereffekten übertreibt und mal wieder physikalischen Regeln trotzt.
Natürlich wird auch die Geschichte für den Film ein wenig verändert.
So soll die CIA Informationen haben, dass Ost‑Berlin eingemauert werden soll Das sagen CIA‑Agenten zu James Donovan bevor er nach West‑Berlin aufbricht. Das ist natürlich totaler Unsinn!
James B. Donovan, Abels Verteidiger, hatte übrigens in der Realität für das OSS, den Vorläufer der CIA gearbeitet. Das wird in dem Film unterschlagen. James B. Donovan ist nicht nur ein aufrechter Anwalt, sondern wird auch so etwas wie Rudolf Abels Freund.
Mein Fazit: Bei BRIDGE OF SPIES wird man zwar spannend unterhalten, die Zeitabläufe sind aber unklar und die Machart richtet sich wohl eher an ein Familien‑Publikum und nicht an historisch, interessierte Menschen.
John Williams konnte aus gesundheitlichen Problemen dieses Mal nicht die Musik komponieren. BRIDGE OF SPIES ist nach DIE FARBE LILA aus dem Jahr 1985 somit der zweite Steven Spielberg Film für den John Williams nicht die Musik geschrieben hat.
Trotzdem ist der musikalische Stil von Williams wohl eindeutig Vorbild für den Score von Thomas Newman. Das ist eine sehr sinfonische orchestrale Musik. Newman bedient auch typische Filmmusik „Klischees“, die über die Jahre entstanden sind. Choräle mit bedrohlicher, Angst erzeugender Musik für die Sowjets wie wir sie aus JAGD AUF ROTER OKTOBER kennen.
Trompeten, patriotische heldenhafte Klänge a la Aaron Copland und John Williams für den aufrechten Anwalt, der gegen alle Widerstände für seinen Mandanten kämpft. Musik ist ausnahmsweise mal nicht ständig zu hören. Bis zur Verhaftung von Rudolf Abel eigentlich so gut wie gar nicht. Das war schon eine echte Wohltat.