Der griesgrämige Vincent MacKenna bekommt neue Nachbarn, eine Frau, die sich von ihrem Mann getrennt hat und ihr 12 jähriger Sohn Oliver. MacKenna muss schon bald auf den Jungen aufpassen. Er nimmt ihn mit auf die Rennbahn, in eine Kneipe, aber auch in ein Sanatorium. Für die Schule soll Oliver dann später einen Vortrag über einen Heiligen und einen Bezug zu einer lebende Personen herstellen. Oliver wählt seinen Nachbarn Vincent aus. So kommen wir den auch zum Filmtitel ST. VINCENT.
Erinnert sich jemand an BESSER GEHT'S NICHT aus dem Jahr 1997. Jack Nicholson spielt darin einen abweisenden Nachbarn, der langsam auftaut.
ST. VINCENT ist eine Variante davon. Bill Murray spielt den Trunkenbold, den spielsüchtigen Nachbarn, der einmal die Woche Besuch von einer Tänzerin bekommt, aber das ist natürlich nur eine Seite von Vincent. Die andere entdeckt Oliver für sein Schulprojekt.
Die Rolle des Vincent MacKenna wirkt fast schon wie maßgeschneidert für Bill Murray! Den 12 jährigen Oliver spielt Newcomer Jaeden Lieberher. Seine gestresste Mutter ist Melissa McCarthy. Wie viele anderen Komödianten ist sie auch in einer ernsthaften Rolle viel besser, als die Grimassen schneidende Ulknudel.
ST. VINCENT ist angenehme Unterhaltung, ein wenig vorhersehbar und schon mit der typischen Hollywood Kitschigkeit versehen, wenn Oliver in der Schulaula vor vollem Haus seinen Vortrag hält.
Im Laufe des Films ändert sich unsere Sicht auf den Filmhelden Vincent. Er bleibt zwar ein Trunkenbold, er ist spielsüchtig, aber er kümmert sich auch um andere, er ist kein schlechter Mensch oder egoistisch, wie man zunächst glaubt.
Ähnlich wie die Entwicklung oder besser Entdeckung des wahren Vincent verläuft auch der Score von Theodore Shapiro. Am Anfang klingt die Musik schräg, wie ein schlecht gestimmtes Piano. Sie ist chaotisch, aber trotzdem einfach gehalten. Je mehr wir über Vincent erfahren, nimmt das Chaotische, die falschen Klänge darin ab. Mal hören wir Schlaghölzer und einfache Klänge einer E-Gitarre oder es wird an den Seiten eines Streichinstrumentes gezupft. Die Melodie bleibt aber eher einfach und wird nur von wenigen Instrumenten gespielt, wobei das Klavier das dominierende Instrument bleibt.
Im Film wirkt der Score sehr effektiv. Losgelöst davon erschließt er sich vielleicht nur denjenigen, die auch den Film gesehen haben.
Zu ST. VINCENT gibt es übrigens zwei Soundtrackveröffentlichungen: einmal die Lieder und dann den Score von Theodore Shapiro.