Die 2016 Fassung hat schon im Vorfeld unter Beschuss gestanden, Das hat wohl damit zu tun, dass die Verfilmung aus dem Jahr 1959 mit Charlton Heston als Ben‑Hur extrem erfolgreich ist. Das ist ein Filmklassiker und wurde mit 11 Oscars ausgezeichnet.
Judah Ben‑Hur, seine Mutter und Schwester haben ein schönes Leben in Jerusalem. Der Adoptivbruder von Judah, Messala kehrt als Offizier mit Pontius Pilatus nach Jerusalem zurück. Ein Aufrührer schießt aus dem Haus von Ben-Hur auf Pontius Pilatus. Judah endet als Sklave auf einer Galeere. Jahre später überlebt Judah den Untergang der Galeere und stellt sich Messala beim Wagenrennen in der Arena von Jerusalem.
Die Neuverfilmung des Romans von Lew Wallace unter der Regie von Timur Bekmambetov hat schon ihren Reiz. Vor allem in der ersten Hälfte, bis zum Untergang der Galeere fand ich seine Version richtig spannend. Danach ging es abwärts. Das hat für mich mehrere Gründe.
Einer davon ist Morgan Freeman. Er spielt nicht nur Ilderim, der Ben-Hur nach dem Galeerenuntergang rettet, nein, Ben‑Hur darf auch noch mit dessen Pferdegespann gegen Messala antreten. Morgan Freeman spricht im Original auch die Einleitung und dann noch mal am Ende des Films. Das klingt einfach schwülstig, vielleicht sollte Freeman auch Gott symbolisieren. Davon abgesehen, hat man ihm noch eine Frisur verpasst, die ihn wie eine Figur aus „König der Löwen“ aussehen läßt. Er ist aber einfach fehl am Platz!
Viel besser und überzeugender schlägt sich da schon Jack Huston als Judah Ben-Hur. In der zweiten Hälfte des Film hat Huston aber mit einer Geschichte zu kämpfen, die sich nur auf mittlerem Fernsehniveau befindet, zu dem ist das Wagenrennen im Film von 1959 ist einfach spannender dargestellt. Auch die Wunderheilung und die Geschichte dazu wirkt im Film von 1959 überzeugender. Hier gibt es sie auch, aber das wirkt dann irgendwie so als ob man sich dazu keine richtigen Gedanken machte, Hauptsache es kommt irgendwie vor. Wenig überzeugend und leider noch weniger mitreißend.
Die 2016‘er BEN‑HUR Fassung legt viel Wert auf „Vergebung“ im christlichen Sinn, die passende Szene dazu kann man Regisseur Bekmambetov Vergeben, aber sie wirkt leider nun mal gar nicht überzeugend, sondern auch eher nach dem Motto: „Irgendwie muss die Szene rein, leider ist uns nichts besseres eingefallen.“
Diese BEN‑HUR Version ist eher etwas für diejenigen, die den Filmklassiker mit Charlton Heston nicht kennen oder nicht mögen. Alle anderen werden nun mal sofort den Vergleich zu dieser Fassung ziehen. Das Geld für die 3D‑Version sollte man übrigens nicht ausgeben. Viel 3D kommt nämlich nicht rüber, schon gar nicht bei den Actionszenen.
Miklos Rozsa hat den Oscar für die Musik zum Film von 1959 gewonnen. Sein Score ist so etwas wie das Standardwerk für monumentale Römerfilme und ein Filmmusikklassiker. Kann Marco Beltrami mit seinem Score zum 2016 Film unsere, ich will es mal „Prägung“ durch die Rozsa Musik, nennen, durchbrechen?
Das ist leicht zu beantworten, nein, das schafft er nicht. Für Beltrami gilt das gleiche wie für den Film von 2016: Man sollte am besten die Fassung von 1959 nicht kennen.
Marco Beltrami bietet uns im Gegensatz zu Miklos Rozsa einen etwas aufgemotzten elektronischen Sound, der wirklich gut zu den Bildern passt. Das ist ein Score, der sich eher an jugendliche Kinogänger richtet, die mit dem Hans Zimmer Sound für Blockbuster aufgewachsen sind. Da BEN‑HUR in der Antike spielt, könnte die Musik von Beltrami auch gut und gern zu Zack Snyders Comicverfilmung 300 aus dem Jahr 2006 passen oder auch zu GODS OF EGYPT aus diesem Jahr. Hauptsache Antike und Zielgruppe: jugendliches Publikum plus Anlehnung an den Hans Zimmer Sound. Der Score von Marco Beltrami zu BEN‑HUR wurde bei Sony Classical veröffentlicht. Am 9. September erscheint dann bei Word Entertainment noch eine Fassung mit Liedern aus und inspiriert durch den Film.