Michele Leblanc, eine erfolgreiche Geschäftsfrau lebt allein in ihrem Haus. Eines Tages wird sie überfallen und brutal vergewaltigt. Sie ruft aber nicht die Polizei und es dauert Tage bis sie die Vergewaltigung gegenüber Freunden überhaupt erwähnt. Leblanc scheint sich auch auf ein Spiel mit ihrem Vergewaltiger einzulassen, nach dem sie weiß, wer er ist.
Das ist grob gesagt, der Plot von ELLE. Kinostart des neuen Films von Paul Verhoeven ist am kommenden Donnerstag. Wie viele andere Verhoeven Filme ist auch dieser sehr umstritten.
Isabelle Huppert bekam für ihre Darstellung der Michele Leblanc eine Oscarnominierung.
Warum meldet eine Frau eine brutale Vergewaltigung nicht? Warum reagiert sie nicht so, wie wir es erwarten? Paul Verhoeven sagt in einem Interview für‘s Presseheft, man soll nicht nach dem Grund suchen. Die Figur ist so!
Verhoeven, Jurypräsident der Berlinale, zeigt uns aber trotzdem Gründe für das widersprüchliche Verhalten. Michele Leblancs Vater ist ein Massenmörder. Sie wird von den älteren Nachbarn verdächtigt, als kleines Mädchen ihrem Vater geholfen zu haben. Natürlich muß sie ein Trauma davongetragen haben. Leblanc ist aber auch eine erfolgreiche und abgebrühte Geschäftsfrau. Sie muß mit mobbenden Angestellten umgehen und hat eine Affäre mit dem Mann ihrer besten Freundin. Und auch da verhält sie sich sehr abgebrüht und vielleicht sogar kalt. Sie will nun mal kein Opfer sein und sich nicht unterkriegen lassen.
Bei den Grand Score 2016 habe ich mit Anne Dudley gesprochen. Sie hatte damals schon den Film erwähnt.