Das Interview mit Philipp Fabian Kölmel zu RUBINROT gibt es >>hier<<.
Stefanos Tsarouchas: Wirst Du auch für den dritten Teil die Musik schreiben?
Philipp F. Kölmel: Also wir haben noch nicht darüber gesprochen. Ich kann sagen, dass der Film zu 100 % gemacht wird. So habe ich es jetzt gehört, aber was mich betrifft, weiß ich es nicht. Ich rechne aber ehrlich gesagt damit, weil ich gutes Feedback bekommen habe.
S. Tsarouchas: SAPHIRBLAU geht mir zu sehr in die TWILIGHT Richtung. Musikalisch geht es auch sehr in Richtung Liebesfilm. War die Umstellung für dich ein bisschen schwierig? In RUBINROT, dem ersten Teil gibt es ja eher eine klassische Hollywood Abenteuermusik und jetzt ging es mehr in Richtung Liebesfilm.
P.F. Kölmel: SAPHIRBLAU ist schon anders angelegt, viel direkter an die beiden Hauptdarsteller. Genau so sind es dann auch zunächst einmal die Regisseure und vor allem der Cutter angegangen. Der größte Einfluss in der Musik war erst einmal durch Regie und dem Cutter, weil sie ja Musik anlegen und dann auch ausprobieren und so weiter. Es wurden auch viele Musiken aus dem ersten Teil einfach noch einmal verwendet, zum einen aus dramaturgischen Gründen. Sie wurden in ganz anderem Kontext eingesetzt. Ich dachte erst: 'Oh, das kann nicht klappen!', aber das hat dann irgendwie doch ganz gut geklappt. Zum anderen geschah es auch aus Budgetgründen. Wir hatten dieses Mal eine viel kürzere Orchestersession und deshalb hat man sich vorgenommen, von vornherein die Musiken streckenweise zu einem bestimmten Prozentsatz zu recyceln.
S. Tsarouchas: Kannst Du dafür ein Beispiel geben?
P.F. Kölmel: Das Liebesthema hat man zum Beispiel tatsächlich 1:1 aus dem ersten Film einfach noch einmal verwendet. Da gab es das Thema ja schon in verschiedenen Variationen. Ich habe nur einmal bei den Orchesteraufnahmen eine Verlängerung geschrieben, sonst wurde es komplett aus dem ersten Teil übernommen.
S. Tsarouchas: Wie war deine Herangehensweise an die Musik für diesen Film? Du wusstest ja schon vor Beginn der Dreharbeiten, dass Du der Komponist bist. Hast Du anhand des Drehbuchs etwas komponiert? Oder hast Du auf die ersten Gespräche mit den Regisseuren gewartet?
P.F. Kölmel: Nein, ich habe auf die ersten Gespräche gewartet, auf das gemeinsame, absolut erste Rohschnittschauen. Das war kurz vor Weihnachten im letzten Jahr. Da hatten auch die beiden Regisseure, Katharina Schöde und Felix Fuchssteiner, den Film zusammen ganz frisch zum ersten Mal gesehen, so wie ihn der Cutter zusammengeschnitten hat. Der Film war damals noch eine halbe Stunde länger oder so. Die Herausforderung war dieses Mal, dass ich auf Wunsch der Regie ganz neu herangehen musste und viel mehr im Bereich Song und Electronic hereingebracht habe. Das fand ich auch das Spannende, neben dem Score noch Songs zu schreiben und Techno oder Hip-Hop artige Scorestücke.
S. Tsarouchas: Das war also ein Vorschlag von Seiten der Regie?
P.F. Kölmel: Das kam tatsächlich irgendwie von der Regie, dass man jetzt etwas Neues bringt, was noch einen Kick einfügt. Wir haben jetzt wirklich oft den krassen Musikkontrast, dass in der Vergangenheit dann Hip-Hop kommt oder zum Beispiel der „Time Warp". Der ist auch von mir neu arrangiert worden. Gestern habe ich den Film im kompletten Fluss gesehen und festgestellt, dass es aus meiner und aus Sicht des Publikums es offenbar ein ziemlicher Höhepunkt ist, wenn die Hauptdarsteller dann den „Time Warp“ aus ROCKY HORROR PICTURE SHOW singen.
S. Tsarouchas: Bei der Pressevorführung waren eher ältere Leute. Da war die Wirkung eher das genaue Gegenteil! Für mich war es so, wie kann man nur im 17. Jahrhundert den „Time Warp“ singen! Man hätte Gwendolyn damals als Hexe verbrannt, weil es einfach nicht zur Zeit passt. Ich weiß nicht, wie diese Szene im Buch drin steht.
P.F. Kölmel: Das weiß ich auch nicht. Ich glaube, es war eine Idee der beiden Regisseure. Das steht nicht in der Romanvorlage von Kerstin Gier. Diese Brüche sind aber, glaube ich, auch ein bisschen inspiriert von zum Beispiel MARIE ANTOINETTE, den Film von Sophia Coppola, der Tochter von Francis Ford Coppola. Gerade dieser Kontrast und die Brüche bringen aus meiner Sicht einen ganz guten Schwung rein. Wir können uns tatsächlich gar nicht so 100 % in die Zielgruppe hineinversetzen. Wir sind keine weiblichen Wesen und zum anderen wirklich älter. Man denkt immer, klar, man kann es sich irgendwie vorstellen, wie das für dieses Alter ankommt,, aber man kann es dann doch nicht genau. Also diese Abstraktion, was Zielgruppe angeht, ist doch nicht so leicht, aber ich habe auch in ein paar schriftlichen Kritiken im Internet gelesen: „Ja, wie kann man in der Vergangenheit so etwas Technoides bringen oder sogar den 'Time Warp'! Das ist total absurd!“ Aber warum nicht? Vielleicht ist das gerade cool!
S. Tsarouchas: Vielleicht. Ich habe mich einmal mit einem 17, 18 jährigen Kollegen über einen anderen Film unterhalten. Da war schnell klar, er weiß gar nicht, wovon ich rede. Also wird die Zielgruppe im Gegensatz zu uns die ROCKY HORROR PICTURE SHOW nicht kennen, und darum vielleicht keine eine innere Ablehnung dagegen entwickeln. So sehe ich es.
P.F. Kölmel: Die ROCKY HORROR PICTURE SHOW steht ja auch für Punk und für irgendwie Aufbruch und auf eine Art für Rebellion. In dieser Szene ist ja Gwendolyn Shepherd sturz besoffen. Eigentlich ist es ja auch ein bedrohliches Umfeld. Der Graf ist da, kann Gedanken lesen und würgt sie per Telepathie, also totaler Horror! Sie steigt dann einfach aus und singt dieses Lied. Man könnte auch denken, die Zielgruppe kennt es nicht, aber die ROCKY HORROR PICTURE SHOW ist so zeitlos. Ich glaube, man nimmt sie auch im Unterricht in Englisch oder wo auch immer noch durch. Also die Zielgruppe kennen die ROCKY HORROR PICTURE SHOW auch.
S. Tsarouchas: Du hast vorhin gesagt, von Seiten der Regisseure gab es auch den Wunsch nach elektronischen Musik. Hatten sie schon eine bestimmte Vorstellung in welchen Szenen oder in welcher Zeit die Musik kommen sollte?
P.F. Kölmel: Teils teils. Am Schluss kann man gar nicht mehr so richtig aufschlüsseln, von wem jetzt bestimmte Einflüsse oder Ideen kamen. Ich erinnere mich aber, dass ich zum Beispiel den Hip-Hop irgendwann einmal so aus Spass gemacht habe. Da hatte ich fünf, sechs oder sieben verschiedene Ideenansätze von Klassik über Pop hinzu Hip-Hop. Dann ist es irgendwie beim Schnitt drin geblieben und alle haben sich daran gewöhnt. Sie haben es an einer anderen Szene noch mal eingesetzt, nur instrumental. Was die Technoiden Sachen betrifft, das ist zum Beispiel, wenn sie zusammen tanzen üben mit einem iPhonekopfhörer im Ohr und bei einer Motorradszene. Da lag eine Temp Musik darunter, die das so ein bisschen angeregt hat. Ich glaube, da hat der Cutter etwas was aus seiner Kiste, aus seinem Archiv geholt. Dann blieb es irgendwie im Kopf, denn da machen wir auch, so im Technobereich, mit Beats.
S. Tsarouchas: Die Musik für den ersten Teil war sehr erfolgreich, sehr gut passend. Hat sich für dich etwas im Status als Filmkomponist für den zweiten Teil verändert? Konntest Du dich mehr einbrigen? Es gibt ja viel Lieder, die Du zusammen mit Tiff Randol und Tommy Leonard geschrieben hast.
P.F. Kölmel: Nein, im Prinzip nur, dass ich jetzt auch zeigen konnte, dass ich Genre mäßig gar nicht so festgelegt bin. Also es ist schon weiterhin mein Allerliebstes, dieses Classic-Scoring, aber wenn andere Anfragen kommen, also in Bezug auf Songs oder elektronischen Sachen dann freut mich das auch. Dann ist das auch eine Herausforderung, aber wie schon gesagt, da ein Teil der Musik wiederverwendet werden konnte, haben wir dieses Mal nur zwei Tage aufgenommen, statt letztes Mal fünf.
S. Tsarouchas: Liegt es vielleicht auch daran, dass Ihr so viele Lieder im FIlm habt?
P.F. Kölmel: Jetzt gibt es deutlich mehr, aber das ist Zielgruppen mäßig. Bei amerikanischen Filmen kennt man das eigentlich schon, dieses Durchscoren, dass wirklich pausenlos Action ist. Ja, das ist einfach Genre bedingt, durchgehend Musik. Das macht auch Spass. Wie so eine Achterbahnfahrt, so durchgehend Puls.
S. Tsarouchas: Kannst Du uns etwas zu den Liedern sagen, die Du zusammen mit Tiff Randol und Tommy Leonard geschrieben hast. Wie ist es dazu gekommen? Ihr hättet an diesen Stellen ja auch Score nehmen können, statt Lieder.
P.F. Kölmel: Nein, eigentlich nicht. Prinzipiell war es auch eine Budgetfrage. Lizenzierung von Songs ist unglaublich teuer. Einen bekannten Pop-Song zu kaufen und die Nutzungsrechte, das sind locker fünfstellige Beträge, manchmal sogar mehr! Und wir haben jetzt ja die Backstreet Boys drin, Nick Howard und Siri Svegler und vor allen Dingen 3OG!3 bei der Kampfszene. Das ist nach und nach so gewachsen, dass man gesagt hat, das lizenzieren wir noch. Ich glaube, anfangs war noch aus Budgetgründen geplant, dass ich überall versuche Eigenkompositionen beizusteuern. Aber jetzt hat es sich angeboten, dass ich für bestimmte Szenen Hintergrundmusik selbst komponiere. Zum Beispiel im Club kam: „Mach Musik, die Club mäßig klingt und die man dann hinterher noch hören kann, wenn sich die beiden Jungs zuhause unterhalten. Der eine sitzt in der Badewanne. Mach eine Musik, die die sich im Hintergrund anhören könnten, was jetzt zu denen passt.“
Zur Zusammenarbeit mit Tiff Randol, die als Künstlername „IAMEVE“ heißt, kam es, weil sie die Freundin meines besten Freundes ist. Beide sind seit kurzem miteinander verheiratet. Sie ist Sängerin aus Los Angeles. Ihr Mann Thor Freudenthal ist Regisseur in Los Angeles. Er hat jetzt gerade PERCY JACKSON: IM BANN DES ZYKLOPEN gemacht. D ich sie kannte, war es eine gute Möglichkeit eine Zusammenarbeit zu finden. Sie hat den Text geschrieben. Das war mehr eine Telefonaktion. Sie hat ihre Stimme selbst in Los Angeles aufgenommen und hat mir dann für die Schlussszene, wo dieser Song kommt, einen Sänger. Ich kannte Tommy Leonard vorher nicht.
Da war interessanterweise als Vorlage die ganze Zeit „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Meine Aufgabe war es einen Ersatz zu finden und direkt auf die Szene zu komponieren. Man hat auch überlegt, ob man „Hallelujah“ lizenziert, aber das war unendlich teuer. So hatte ich dann die Chance selbst etwas zu komponieren. Dann gibt es noch die zwei Hip-Hop Nummern. Da war die Frage, wo findet man einen Hip-Hoper, einen Rapper? Und das ist gar nicht so leicht da jemanden zu finden. Letztendlich habe ich auch jemanden in den USA gefunden, der das über die Ferne macht. Wir haben den Text vorbereitet und der hat das eingerappt. Er kommt aus Ohio und den habe ich über eine Online-Plattform für Musiker gefunden. Da kann man eingeben: „Suche Rapper“ und dann bekommt man einen Vorschlag. Das war eine erfreuliche Erfahrung.
S. Tsarouchas: Hast Du an deine eigene Jugend und ersten Liebeskummer gedacht und dieses Gefühl in Töne umgesetzt? Oder hast Du dich von den Szenen mit Maria Ehrlich und Jannis Niewöhner inspirieren lassen?
P.F. Kölmel: Nein. Jede Liebe ist ja wirtlich individuell. Das sage ich ja immer wieder. Sie hat eine ganz spezielle Mikromagie und natürlich habe ich mir angeguckt wie die Schauspieler agieren: Wie alt sind sie? Was für eine Vergangenheit haben sie im direkten Zusammenhang mit dieser Liebesgeschichte? Also so funktioniert es bei mir am besten.
S. Tsarouchas: Für welche Szene hast Du bei SAPHIRBLAU die erste Musik komponiert?
P.F. Kölmel: Ich glaube, das war für diesen kleinen Wasserspeier. Das ist eine VFX-Figur, eine Computer animierte Figur. Xemerius ist ein Sidekick von der Gwendolyn. Für die Figur habe ich als erstes gearbeitet, eigentlich auch nur für ein Strichmodell. Wie die Figur tatsächlich aussah, habe ich auch erst gestern bei der Premiere in Köln gesehen. Vorher habe ich ein paar Computergrafiken gezeigt bekommen. Es warn dann die erste Aufgabe, für Xemerius ein Thema zu entwickeln, was dann ab und zu im Film vorkommt.
S. Tsarouchas: Hast Du für irgendeine Musik gekämpft, damit sie im Film bleibt?
P.F. Kömel: Nein. Ich kann auch immer verstehen, warum es jetzt aus der Sicht der Regie jetzt anders sein muss, warum man weiter suchen muss. In der Regel bin ich dann noch glücklicher, was dann beim zweiten Schritt kommt.
S. Tsarouchas: Wir haben vorhin über den Status als Filmkomponisten gesprochen. Was hat sich jetzt abseits von der Musik zu den zwei Filmen jetzt für dich verändert?
P.F. Kömel: Also gerade aus der Szene bekomme ich sehr gutes Feedback und auch schon tatsächlich viele Anfragen durch diesen Film. Ich muss jetzt ein bisschen sortieren, was kann ich machen, was will ich auch machen und so, aber was die Jobseite betrifft, ist es im Moment wirklich sehr gut. Es läuft extrem gut. In Deutschland gibt es das ja eigentlich nicht, dass man für ein Genre gebucht wird. Das ist in Amerika viel schlimmer. Da bist Du einmal der Kinderfilmmusiker, einmal der Elektronikmusiker und das bist du dann für immer! Zum Glück kann man in Deutschland immer wieder neue Aufgaben bekommen. Das heißt dann im Umkehrschluss, dass ich jetzt nicht nur Fantasyfilme angefragt werde.
S. Tsarouchas: Was mir an deiner Musik für den zweiten Teil gefällt und auch losgelöst vom Film auf CD, ist deine sehr große Bandbreite. Du kannst auch für verschiedene Genres komponieren.
P.F. Kömel:: Aber auch dafür musste ich mich natürlich auch beschäftigen. Das ist wie für einen Cellisten, der neue Musik mal einstudiert oder der mal versucht Jazz zu machen. Ich arbeite mich auch in diese Genres ein. Ich höre mir Vorbilder an. Warum sind die bestimmten Genres spezifisch oder so, aber ich will es auch so. Wenn es nicht irgendwie kompliziert ist oder eine Herausforderung, dann fehlt auch irgendwie der Kick, deswegen sage ich auch öfters Auftraggebern: „Macht es mir bitte schwer!“, weil es mich irgendwie reizt.
S. Tsarouchas: Das heißt vielleicht im Umkehrschluss, die Musik für den dritten Teil, wenn Du sie denn schreibst, wird zwar keine Routineaufgabe sein, aber auch nicht sehr schwierig. Du hast jetzt die Erfahrung mit den Regisseuren. Du hast die Grundthemen alle im Kopf und könntest besser darauf aufbauen.
P.F. Kömel:: Ja, also noch mal, ich weiß nicht, wer die Musik zum dritten Teil macht. Wir haben auch noch gar nicht darüber gesprochen. Ich hätte sehr großen Spaß daran. Ich würde aber für mich und auch dann an die Regie sozusagen als Bedingung stellen, das man, was die Musik angeht noch mal dramaturgisch und inhaltlich bei Null anfängt. Also ich glaube, dann macht es Sinn noch einmal ganz neu zu schauen, wie gehen wir das jetzt an? Wie holen wir das Beste raus? Was für eine Art von Musik usw.
S. Tsarouchas: Ihr habt die Musik für SAPHIRBLAU wieder in Weimar aufgenommen. Wie waren deine Erfahrungen dieses Mal?
P.F. Kömel: Bei RUBINROT fiel die Wahl auf Weimar, zum Glück muss man sagen, weil dort Fördergelder von der Mitteldeutschen Medienförderung ausgegeben werden mussten. Das war dieses Mal auch der Fall. Wieder zum Glück, weil das Orchester Weimar einfach ganz, ganz phantastisch spielt und einen super Sound hat! Ich kenne den Orchestermanager inzwischen gut. Er weiß dann, was ich brauche. Ich würde jederzeit wieder dorthin zurückkehren, weil gerade die Blechbläser‑Sektion so etwas von Kino mäßig fett spielt, dass man einen Riesenspaß hat zuzuhören.
S. Tsarouchas: Kannst Du uns etwas zur CD sagen?
P.F. Kömel: Ja, die CD. Es war bis kurz vor knapp gar nicht klar, ob eine CD erstellt werden kann. Das Schwierige an so einer CD ist, gerade wenn man auch Songs hat, man muss erst einmal die ganze Musik aufbereiten. Sie muss radiotauglich werden, dass sie Sinn macht. Im Film kommen die ganzen Musiken nur 15 oder 20 Sekunden vor. Mein Auftrag war jetzt nur für diese Filmszenen die Songmusik zu schreiben. Also musste ich noch einmal den Song komplett umkomponieren, dass er für die CD Sinn macht. Genau so ist es mit dem Score, mit der klassischen Musik. Da muss ich erst einmal überlegen, wie ich aus zum Teil vielen kleinen Schnipseln sinnvolle Tracks zusammenschneide. Teilweise habe ich noch etwas nachträglich dazu komponiert. All diese Arbeit muss man noch finanzieren. Wir haben lange überlegt, wie kann man es noch finanzieren? Zum Glück wurde es dann entschiede. Sony Classical, die jetzt die zweite CD herausgebracht haben, ist sehr glücklich. Ich glaube, weil es auf der CD so viele unterschiedliche Genres gibt, auch Songs von Backstreet Boys und anderen. Es ist ein ganz spannendes Produkt und wird mit Sicherheit bei den Fans gut ankommen. Ich habe mich zum Beispiel auch dafür eingesetzt, dass Sachen wie von Robert Schumann ("Von fremden Ländern und Menschen") darauf veröffentlicht werden. Man hat so einen schönen Rückblick hat auf den Film. Als Bonustrack habe ich am Ende eine 8 minütige Kompilaton aus RUBINROT Musik zusammengeschnitten und diese noch durch das verlängerte Liebesmotiv erweitert was ich jetzt in diesem Jahr aufgenommen habe. Man kann also noch einmal RUBINROT Revue passieren lassen oder noch mal im Zusammenhang ein langes Stück aus RUBINROT hören.
S. Tsarouchas: Hättet ihr auf jeden Fall die Musik als Download veröffentlicht, falls es mit der CD nicht geklappt hätte?
P.F. Kömel: Es ist nicht so einfach, weil ich nicht das Soundtrackrecht habe. Das besitzt die Produktionsfirma. Ich hatte leider schon einmal bei WILLI UND DIE WUNDER DIESER WELT den Fall, wo auch sehr schöne orchestrale Musik mit der Staatsoper München entstanden ist. Ich habe mich für den Soundtrack eingesetzt, aber irgendwie hat es nicht geklappert. Man hat darin keinen Sinn gesehen. Ich habe dann gesagt, dass ich die Musik selbst herausbringen will. Es ist schade um die tolle Musik. Mir wurde dann angeboten die Soundtrackrechte für 3000 € zu kaufen. Es ist wirklich bizarr, meine eigene Musik dann wieder sozusagen zurückzukaufen, aber mittelfristig plane ich jetzt ein eigenes Label. Also ein CD Label, wo ich eigene aber auch andere Musiken dann digital herausbringen könnte, wenn ich die Soundtrackrechte in Einzelfällen behalten kann. Meisten bleiben die Veröffentlichungsrechte für die Musik bei den Kinofilmproduzenten. Das eigene Label ist auch die Voraussetzung, dass man auch digital oder physisch etwas veröffentlichen kann. Interessant ist übrigens, dass der Mark an physischen Tonträgern, CDs, in Deutschland im weltweiten Vergleich noch enorm hoch ist. Man kann schon fast sagen, dass Deutschland eine richtige CD Kaufinsel ist. Ich bin nicht so der Fan von diesen Downloads. Ich habe meine komplette Filmmusik-CD-Sammlung digitalisiert und die CDs in den Keller gestellt. Man vergisst einfach, was man hatte, was man für CDs hatte, weil sie einfach nicht mehr visuell so hervorstechen. Sie sind aus dem Bücherschrank raus und es ist sehr schade.
S. Tsarouchas: Das habe ich auch gemacht, da man über den Server sofort Zugriff auf die Musik hat.
P.F. Kömel: Ja, es ist praktisch, aber wie gesagt auch so, dass sie dann in Vergessenheit geraten. Wann geht man da schon durch und blättert digital ? Ich schaue lieber im Bücherregal mit dem Finger die CD-Rücken an und schaue, ah, das habe ich, das höre ich jetzt noch einmal an. Das ist vielleicht eine Gewöhnungssache.
Ausschnitte aus dem Interview mit Philipp Fabian Kölmel zu SAPHIRBLAU gab es in der Sendung am 17. August 2014 zu hören.
PS. Der Wasserspeier heißt natürlich Xemerius. Philipp Fabian Kölmel hat zusammen mit Tommy Leonard ein Lied für den Film geschrieben.