Dave Porter, (c) by White Bear Public RelationsDave Porter wurde vor allem durch seine Musik zur Serie BREAKING BAD bekannt. Seit der vierten Episode ist er Komponist der Serie THE BLACKLIST.

Dave Porters Webseite mit Musikbeispielen findet man >>hier<<.

Stefanos Tsarouchas: Ich will mit einer vielleicht ungewöhnlichen Frage beginnnen. Ich weiss nicht, ob Sie darauf antworten können. Heutzutage ist es bei vielen Fernsehserien so, dass es keine große Eröffnungssequenz mehr gibt. Die gibt es vielleicht nur bei GAME OF THRONES und einigen anderen Serien. Bei den meisten wie auch bei BREAKING BAD oder THE BLACKLIST gibt es vielleicht ein 10 oder 15 s Stück mit dem Namen des Serienschöpfers und das war's dann auch. Warum ist das so?

Dave Porter: Nun, ich kann Ihnen sagen, dass es keine Entscheidung ist, die vom Komponisten getroffen wird. Diese Entscheidung wird in der Regel ganz am Anfang gefällt, lange bevor Komponisten hinzukommen. Der Trend beim Fernsehen, das von Werbung lebt, ist, immer weniger Zeit für die Auftaktsequenz zu verwenden. Dafür gibt es verschiedene Grunde. Es gibt der Produktion mehr Zeit jede Woche ihre Geschichte zu erzählen. Es dadurch natürlich auch mehr Zeit für Werbung. Ich glaube, es gibt in letzter Zeit mehr Druck, dass die Auftaktsequenz immer kürzer und kürzer wird. GAME OF THRONES hat eine lange, sehr ausgefeilte Auftaktsequenz. So etwas gibt es in den USA in der Regel nur bei Serien die im Pay‑TV gezeigt werden, das nicht durch Werbung finanziert wird.

S. Tsarouchas: Aber ist es nicht schlecht für einen Komponisten, der dadurch kein Hauptthema oder eine wiedererkennbare Melodie von Anfang an etablieren kann?

D. Porter: Natürlich macht es unsere Arbeit sehr viel schwieriger. Es ist schwer etwas sinnvolles in ein paar Sekunden mit Musik zu sagen, aber ich sehe es als Herausforderung. Bei BREAKING BAD habe ich hoffentlich ein kleines Juwel erschaffen, einen kleinen Hinweis auf etwas. Auf jeden Fall reflektiert es die Serie. Bei der BLACKLIST ist es sehr, sehr kurz, nicht mehr als einen Augenblick. Da kann man nicht sehr viel sagen. Das ist auf eine Art sehr schade. Uns wird dadurch die Gelegenheit genommen die Serie mit einem musikalischen Markenzeichen zu versehen und eine Verbindung zwischen diesem Thema und dem Underscore zu schaffen, der an anderen Plätzen in der Serie zu hören ist. Das ist wirklich sehr schade, aber das gehört leider dazu. Das ist schon seit einiger Zeit ein Trend im Fernsehen. Ich glaube, dass es so bleiben wird. Ich glaube jüngere Zuschauer, die Episoden hintereinander auf ihrem Computer, ihren iPads, auf Telefonen sehen, bevorzugen es so. So können sie auch gleich zur Action vorspringen.

S. Tsarouchas: Können Sie mir etwas zu Ihrer musikalischen Ausbildung sagen?

D. Porter: Natürlich. Ich komme aus einer musikalischen Familie, obwohl ich der erste aus meiner Familie bin, der das Wagnis eingegangen ist, Musik zum Beruf zu machen. Meine Eltern haben sich durch Gesang im College kennengelernt. Ich habe mit fünf Jahren angefangen Klavier spielen zu lernen. Zusätzlich zur Schule war es etwas, wofür meine Eltern leidenschaftlich waren und so wurde es auch meine Leidenschaft. Ich habe viel gespielt und bei Wettbewerben für Kinder zu klassischer Musik mitgemacht. Das ist jetzt die Kurzfassung der Geschichte. Als ich in den 1980er Jahren Teenager wurde, hat mich die neue Technik fasziniert. Das war vorher nicht so. Ich wollte einfach nur klassische Musik spielen. Durch Synthesizer und die neue Technik der 1980er Jahre habe ich begonnen eigene Musik zu spielen. Das war eigentlich alles elektronische. Später ging ich zur Kunstschule außerhalb von New York. Dort habe ich alles über Komposition im Allgemeinen gelernt und es auf mein Wissen über klassische Musik angewandt und beides miteinander verbunden.Nach der Schule hatte ich das Glück eine Stelle bei Philip Glass' Studio in New York zu bekommen. Zuerst habe ich nur den Boden gewischt und später habe ich dann technische Aufgaben übernommen. Am Schluss habe ich mit dem Philip Glass Ensemble und auch mit Philip Glass selbst an einigen seiner Projekte gearbeitet. Ich habe auch andere kommerzielle Projekte übernommen, die ihren Weg in sein Studio fanden. Danach habe ich für einige andere Komponisten gearbeitet, die meist mit Werbung beschäftigt waren. Der Bereich ist in New York sehr vertreten. So begann ich auch auf eigenen Füßen zu stehen, mit Musik für Werbung und Fernsehdokumentationen. 2002 bin ich nach Los Angeles umgezogen. Ich dachte meine New Yorker Referenzen würden mir sehr helfen, aber ich musste von Null anfangen (lacht). Ich hatte einen guten Freund, der Musik Editor ist. Er ist der Musik Editor für eine Serie, die SIX FEET UNDER – GESTORBEN WIRD IMMER heißt. Er war sehr beschäftigt und brauchte Unterstützung. Eine Zeitlang habe ich ihm geholfen. Dadurch wurde ich in die Lage versetzt ein paar sehr, sehr talentierte Leute kenne zu lernen und bei einer sehr, sehr wichtigen dramatischen Fernsehserien dabei zu sein. Das waren vor allem die beiden Musik Supervisor Thomas Golubic und Gary Calamar. Sie wussten, dass ich darauf brannte Komponist in Hollywood zu werden. Die zwei haben mir geholfen auf eigenen Füßen zu stehen und durch sie habe ich meine ersten Fernsehserien bekommen. Darunter war auch BREAKING BAD.