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DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER ist ein Film über den ich mich wegen Verfälschung historischer Tatsachen extrem aufgeregt habe. Ein paar Worte zum Inhalt:
Die Bundesrepublik 1957: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer versucht Naziverbrecher vor Gericht zu bringen, wird dabei aber immer wieder behindert. Dann bekommt Bauer einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Adolf Eichmann.
Der Film von Regisseur Lars Kraume ist eher ein Dokudrama, das so auch bei ARD und ZDF laufen könnte. Ich finde es gut, daß der Hauptdarsteller Burghart Klaußner den Fritz Bauer mit hessisschen Dialekt spricht. Ich kann auch noch über die Verzahnung der Geschichte mit den Auswirkungen der damaligen Homosexuellen Gesetze hinwegsehen, obwohl ich es besser gefunden hätte, wenn man dafür nicht extra die Figur eines jungen Staatsanwaltes erfindet und die Geschichte um die Aufarbeitung der Naziverbrechen nicht mehr voll im Mittelpunkt steht.
Es gibt von mir zwei Kritikpunkte bei DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER, einmal die etwas schleppende Verfilmung, die zum Teil auf mich wie ein Theaterstück wirkt.
Mein zweiter Kritikpunkt ist in meinen Augen aber viel gewichtiger: Regisseur Lars Kraume hat zusammen mit Olivier Guez das Drehbuch geschrieben. Beiden muss ich entweder bewusste Verfälschung von Fakten vorwerfen oder mangelhafte Recherche. In DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER wird uns wieder die Geschichte aufgetischt, der Sohn von Adolf Eichmann hätte ein Verhältnis mit der Sylvia Hermann gehabt. Ihr Vater gab den entscheidenden Hinweis über Eichmanns Aufenthaltsort weiter. Leider gibt es da ein Problem, denn die Familie von Sylvia Hermann verwahrt sich strikt dagegen, dass es die zwei ein Verhältnis hatten, zu mal Sylvia Hermann damals auch 12 Jahre alt war. Bei Youtube kann man sich dazu den Dokumentarfilm DESINFORMATION - EIN LEHRSTÜCK ÜBER ERWÜNSCHTE GESCHICHTE von Gaby Weber anschauen, der auch andere Fakten der Eichmann Entführung in ein neues Licht setzt. Frau Webers Darstellung der anderen Fakten ist allerdings umstritten.
Musik von Komponistenteam Julian Maas und Christoph M. Kaiser haben wir schon des öfteren bei Cinématographe gespielt zum Beispiel aus DIE KOMMENDEN TAGE oder auch aus MÄDCHEN MÄDCHEN 2. Die Musik der zwei für DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER klingt ein wenig nach US-Krimis der 1940ern und 50er Jahren. Das liegt einmal an der Geschichte, Fritz Bauer muss Detektivarbeit leisten um die Nazis aufzuspüren. Es liegt aber auch an der Wahl der Musik, vor allem Jazz, eine Instrumentierung wie sie eine kleine Combo in einer verrauchten Kneipe spielen könnte. Es gibt aber auch orchestraler Score, bedrohlich wie für Politthriller aus den 1970ern. Auf jeden Fall gefällt mir auch hier die Musik viel besser als der Film, für den sie komponiert wurde.