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Ganz oft zeigen uns ARD und ZDF Herz zerreißende Filme über karrieregeile Frauen, die sich urplötzlich um Kinder von toten Verwandten kümmern müssen. Diese Frauen sind in der Regel reich oder sehr reich. Bei Männern ist es so, dass plötzlich ein Kind vor der Tür steht, von dem sie vorher nichts wußten. Meist sind diese Männer auch eher gut betucht, zumindest in den Fernsehfilmen von ARD, ZDF und bei den Privaten.
Eine Variante der „Mann wird plötzlich Vater“ Geschichte ist KLEINE ZIEGE, STURER BOCK. Kinostart ist am Donnerstag.
Jakob schlägt sich als Elvis‑Imitator mehr schlecht als Recht durchs Leben. Plötzlich meldet sich seine Ex-Freundin bei ihm. Jakob hat eine 12 jährige Tochter Mai. Sie wird bald am Hamburger Flughafen eintreffen. Dumm nur für Jakob, der gerade einen Job als Fahrer angenommen hat. Er soll einen wertvollen Schafsbock nach Norwegen bringen. Mai muss mit, ob sie nun will oder nicht.
KLEINE ZIEGE, STURER BOCK entspricht nicht so ganz dem typischen Fernsehkitsch, der uns bei diesen Geschichten aufgetischt wird. Bis auf einer Szene gegen Ende bleibt der Film auch wohltuend kitschfrei. Die zwei Hauptcharaktere Mai und auch Jakob sind auch komplexer. Das Publikum bekommt genügend Zeit, die zwei kennen zu lernen. Jakob wird von Wotan Wilke Möhring verkörpert, Mai von Sofía Bolotina: ein sehr glaubwürdiges Vater-Tochter-Paar. So bekommt Mai ihre erste Periode und nur der Vater, der so ganz anders ist, als sie dachte, ist da und hilft ihr, obwohl er mit der Situation leicht überfordert ist.
Es gibt aber auch ernsthafte Momente: Mai und ihre Mutter lebten bisher allein in einer großen Wohnung, aber jetzt zieht der Freund der Mutter mit seinen zwei kleinen Söhnen ein, das passt Mai gar nicht und sie ist auf die Mutter sehr sauer. Es geht also auch um Ängste und Nöte von Kindern. Manches wird nur gestreift, dass eher schlechte Verhältnis von Jakob zu seinem Vater und der Wunsch, dass ihm so etwas nicht mit Mai passiert.
Ich hoffe, wir sehen in den kommenden Jahren mehr von Sofia Bolotina.
Jakob singt am Anfang des Films als Elvis Imitator im Seniorenheim. Später helfen seine Elvis‑Cover den Schafsbock während der Fahrt zu beruhigen. Die Cover hat Wotan Wilke Möhring gesungen. Fünf davon gibt es auch auf dem Soundtrack zum Film, der bei Bavaria Sonor erschienen ist. Die Cover wurde von Chrstoph Zirngibl arrangiert. Er ist auch der Filmkomponist. Für die Figur von Jakob gibt es E-Gitarrenklänge, passend zum Rock'n Roll Sänger Image. Mai ist Cellospielerin und Celloklänge gibt es natürlich auch zu hören, richtig bewusst zum Beispiel im Track „Schrecklich beste Tage“. Prominent in Christoph Zirngibls Musik sind Gitarre, Klavier und Schlagzeug vertreten. Eine passende Musik für die schöne Landschaft und die zwei Protagonisten: Mai und Jakob.