S. Tsarouchas: Was würde Sie heute tun, wenn Sie nicht den Erfolg mit BREAKING BAD und anderen Serien haben würden? Würden Sie als Musiker arbeiten oder etwas ganz anderes tun?
D. Porter: Nein. Ich glaube, ich würde etwas ganz anderes tun. Ich hatte immer einen Plan B. Ob ich nun jetzt wieder studiert hätte oder irgendetwas anderes gemacht hätte. Ich war aber schon sehr lange im Musikgeschäft. Ich wusste, Komponist zu sein war der ideale Job für mich. Das ist das einzige, dass mir wirklich Spaß machen würde. Ich glaube, wenn ich so viel Glück gehabt und es nicht geklappt hätte, wurde ich wirklich etwas ganz, ganz anderes machen.
S. Tsarouchas: Sie sind durch Ihre Musik für BREAKING BAD sehr bekannt geworden. Wie sind Sie Komponist der Serie geworden? Haben Sie oder ihr Agent Musik hingeschickt? Oder ist man an Sie herangetreten?
D. Porter: Nein, damals hatte ich nicht einmal einen Agenten. Einige Jahre nach meinem Assistenten‑Job bei SIX FEET UNDER war einer der beiden Musik Supervisor der Serie für BREAKING BAD im Gespräch. Er hat mich angerufen, weil er gerade die Pilotfolge gesehen hatte. Wir waren Freund und kennen uns schon seit langem. Er sagte mir, dass es eine phantastische Serie ist und ich solle sie mir anschauen. So hatte ich dann das Glück die Folge bei ihm zuhause zu sehen, lange vor vielen anderen. Ich mochte die Serie vom ersten Moment an. Ich wollte unbedingt den Job als Komponist. Ich habe sehr hart daran gearbeitet ein bisschen von meiner Musik in die Serie zu platzieren, während man noch an der Pilotfolge arbeitete. AMC, der Sender bei dem BREAKING BAD ausgestrahlt wurde, war damals noch nicht so bekannt. Es gab nicht so viel Konkurrenz für die Serie. Andererseits kannte man mich. Sie mochten meine Musik. Den Job habe ich also bekommen, weil ich zum Teil zur richtigen Zeit am richtigen Platz war. Ich war aber auch sehr, sehr hartnäckig.
S. Tsarouchas: Erinnern Sie sich noch daran, ob es temporäre Musik in der Pilotfolge gab? War es auch mehr Musik, als Sie dann letztendlich komponiert haben?
D. Porter: Ja, das war so. Es gab verschiedene Fassungen der Pilotfolge. Die erste Version, die ich zum ersten Mal sah, hatte logischerweise noch keine Musik von mir. Es gab darin aber sehr viel Musik. Größtenteils ganz anders als die, die es dann am Ende gab. Ich glaube mein Boss Vince Gilligan, der Schöpfer von BREAKING BAD würde sagen, man hat sich eigentlich nur mit einer Sache schwer getan: eine musikalische Identität für die Serie zu finden. Alle fanden die Serie gelungen, bis vielleicht auf die Musik. Auf eine Art war das eigentlich auch ganz gut. Man konnte neu über die Musik nachdenken, was Musik für die Serie tun sollte. Thomas Golubic, der Musik Supervisor und ich stimmten überein, dass die Serie eigentlich viel weniger Musik hatte. Es gab einfach zu viel davon, aber die Serie war schon von sich aus sehr eindrucksvoll. Eines unserer Ziele war deshalb die Verwendung von Musik zu verringern. Wir wollten auch, dass die Musik nicht führend wirkt. Das heißt, die Serie hat schon ein sehr großartiges Niveau von Emotionen, natürlich auch großartige Schauspieler und so viele verschiedene Schichten im Plot. Man muss das Publikum nicht zu einem bestimmten Gefühl oder Resultat drängen. Man will, dass das Publikum hoffentlich eigene Schlüsse zieht. Für die Musik bedeutet es, sie muss ein bisschen neutraler sein.
S. Tsarouchas: Aber ist das nicht ein bisschen ungewöhnlich für das US‑Fernsehen und auch für's Kino. Sie sind auch bis zum Ende von BREAKING BAD bei wenig Musik geblieben.
D. Porter: Ja.
S. Tsarouchas: Wie haben Sie das geschafft? Haben die Produzenten nicht mehr Musik verlangt? Oder hatten Sie die Unterstützung von Vince Gilligan, der gesagt, hat es ist okay so?
D. Porter: Wir hatten volle Unterstützung durch Vince Gilligan und um fair zu bleiben auch vom Fernsehsender, der bei diesen Entscheidungen auch eine Stimme hat. Glücklicherweise haben wir es sehr früh geschafft alle Parteien davon zu überzeugen, dass durch diese Musikverwendung die Serie besser wurde. Die andere Sache, die wir sehr früh geschafft haben, war, die Cutter durften keine temporäre Musik verwenden. Dadurch wurde niemand daran gewöhnt viel Musik in der Serie zu haben oder die falsche oder ganz andere Musik. Dadurch war ich in der Lage die Serie jede Woche neu anzugehen.